Der vergessene Krieg in Laos ist eine der tragischsten Episoden in unser jüngeren Geschichte. Sicher ist das folgende einigen bekannt, uns war es das nicht. Aufgrund des aktuellen Besuches von Obama in Laos im September 2016 und weil wir auch gerade in Luang Prabang im UXO Laos Visiting Center waren, haben wir uns mit dem Ereignis beschäftigt. Hier Informationen zu diesem oft vergessenen Krieg und den bis heute andauernden drastischen Folgen für die Bevölkerung.
UXO steht für „unexploded ordinance“, LAO UXO ist die staatliche Laotische Organisation, die sich mit der Bombenräumung, der Öffentlichkeitsarbeit und der Information beziehungsweise Erziehung der Landbevölkerung befasst. Die Informationen in diesem Post kommen im Wesentlichen von der LAO UXO, der unabhängigen Organisation Legacies of War, den ABC-News, der BBC und einem Artikel in der Süddeutschen
Nackte Zahlen zeigen das Ausmaß und den Zynismus
Um die Nachschubwege der Vietkong zu unterbrechen und die Regierung im Kampf gegen die Kommunisten zu unterstützen, startete die USA die größte paramilitärische Aktion, die je von der CIA koordiniert wurde. Auch dies ist ein Grund für den vergessene Krieg in Laos – die USA hat es nie als Krieg eingestuft. Über unglaubliche 9 Jahre warfen die USA noch unglaublichere 2 Millionen Tonnen Sprengkörper auf Laos ab. Damit diese Menge vorstellbarer wird, das entspricht etwa dem Abwurf einer Flugzeugladung Bomben alle 8 Minuten 24 Stunden am Tag über 9 Jahre. Das macht Laos zu dem pro Kopf der Bevölkerung am meisten bombardierten Land der Welt. Dieses Beispiel kommt von der Organisation „Legacies of War„, die auch weitere schockierende Zahlen zusammenfasst:
- 270 Millionen Clusterbomben (siehe Feature-Bild) wurden abgeworfen
- Knapp ein Drittel, etwa 80 Millionen davon sind nicht explodiert, die meisten liegen immer noch irgendwo im Farmland herum und stellen eine große Gefahr für die Bevölkerung, insbesondere die Kinder dar.
- Etwa 20.000 Personen wurden in Laos durch solche nicht explodierten Bomben verletzt oder getötet. In 2008 gab es immer noch 310 Vorfälle.
Der einzige Sinn solcher Clusterbomben ist, möglichst effizient Leute zu töten oder zu verletzen. Eine Clusterbombe enthält mehrere hundert kleine Bomben, sogenannte Bombies. Diese wiederum explodieren in lauter kleine scharfe Fragmente mit verheerender Wirkung. Tragischerweise und dabei jedoch komplett vorhersehbar, waren und sind die meisten Opfer Zivilisten.
Auswirkungen des vergessenen Krieges in Laos
Die Folge dieses enormen Bombardements ist, dass in großen Landstrichen von Laos auch nach über 40 Jahren immer noch eine erhebliche Gefahr besteht. Hier haben die Bauern eine begründete Angst, sie können jedoch nicht auf die landwirtschaftliche Bewirtschaftung dieser Gebiete verzichten. Am gefährdetsten sind die Kinder, welche die kleinen „Bombies“ für Spielzeug halten.
Die “Convention on Cluster Munitions”, welche den Gebrauch und die Produktion von Cluster-Munition untersagt, ist seit dem 1.8.2010 in Kraft. Sie wurde Stand April 2016 von 108 Staaten unterschrieben. Die USA gehört nicht zu den Unterzeichnern.
Die USA hat von 93 bis 2016 im Schnitt mit etwa 4,9 Millionen Dollar pro Jahr zur Beseitigung dieser Sprengkörper beigetragen. In den 9 Jahren der Bombardierung hat sie laut Legacies of War etwa 13,3 Millionen Dollar pro Tag für die Bombardierung ausgegeben (hochgerechnet auf die Inflation bis 2013).
Obama war der erste Präsident der USA der Laos besucht hat. Bei diesem Besuch im September 2016 hat er eine Aufstockung des Etats für die nächsten 3 Jahre auf 30 Millionen pro Jahr zugesagt. Dies war zwar ein guter Anfang aber entschuldigt hat er sich bei seinem Besuch nicht.
Wenn ihr in Luan Prabang seid, besucht das UXO Laos Visiting Center. Hier ist eine kleine aber drastische und sehr informative ständige Ausstellung. Am härtesten waren für uns dabei die Erlebnisberichte von vier Kindern, die so eine Detonation knapp überlebt haben. Sorgt dafür, dass dieser Krieg nicht vergessen wird.
Ich hätte gerne gewußt, wieviele Tote dieser Krieg zu beklagen hat, inklusive Zivilopfer. Es ist sehr schwer, Daten darüber zu finden – wohl nicht ganz ohne Absicht.
Hallo Robin, Du hast Recht, es ist nicht einfach darüber etwas zu finden. Daher antworte ich auch erst jetzt, weil ich mich schon länger nicht mehr mit dem Thema beschäftigt habe. Es gibt einen sehr guten Artikel von der Deutschen Welle, der zumindest zu einem Punkt eine Aussage macht. Die USA hat Mitglieder verschiedener Bergstämme in Laos für eine geheime Armee rekrutiert, ausgebildet, mit Waffen ausgestattet und in den Guerilla-Kampf gegen Pathet Lao und Vietcong geschickt. Den höchsten Blutzoll zahlen die Hmong. Der Hmong-Experte Kou Yang von der California State University schreibt dazu „Über 10 Prozent der Hmong-Bevölkerung sind während des Krieges gefallen, viele weitere wurden verwundet und zu Invaliden…“